Besuch einer Datenjournalistin
Journalismus wird oft als fünfte Gewalt der Demokratie beschworen. Tagtäglich leisten Journalist*innen aufklärerische Arbeit in Form von unabhängiger Berichterstattung. Gerade in einer Zeit, in der Verschwörungstheoretiker an Einfluss gewinnen und Fake News in den sozialen Medien zirkulieren, kommt dem Journalismus mehr Bedeutung den je zu. Der Profilfachkurs Medienkunde hatte am Dienstag, den 22.02.2022, das Glück, einen direkten Einblick in den Alltag einer Journalistin zu bekommen. Sophie Menner ist Volontärin im Bereich des Datenjournalismus bei der Süddeutschen Zeitung.
Da stellt sich schon die erste Frage: Datenjournalismus? Die meisten von uns konnten sich darunter wenig vorstellen. Frau Menner erklärte uns, dass die Aufgabe des Datenjournalismus darin besteht, Daten zu sammeln und aus ihnen Geschichten zu machen. Geschichten aus Zahlen also.
Sie hat uns beispielshaft von einigen Recherchen erzählt, darunter ein Großprojekt für ein kleineres Medium zur Anzahl der Waffen und Waffenscheine in Deutschland. Diese Recherche stellte sich außerordentlich schwierig dar, da Deutschland voller Waffenbehörden ist, und diese alle einzeln mehrmals aufgefordert werden mussten, ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Insgesamt ist es im Datenjournalismus oft schwierig, an Daten zu kommen, die Voraussetzung für ausführliche Informationen sind.
Journalist*innen kommt viel gesellschaftliche Verantwortung zu, der man sich in dem Beruf unbedingt bewusst sein sollte. Dadurch kann man auch zur Zielscheibe von Angriffen werden, vor allem in den sozialen Medien. Man steht zwar nicht direkt in der Öffentlichkeit, allerdings ist der Name des/der Autor*in unter dem Artikel vermerkt, was mit einer gewissen Verletzlichkeit einhergeht. Deshalb nannte Frau Menner als wichtige Eigenschaft eines/einer Journalist*in Geduld und Selbstbewusstsein. Außerdem ist es sehr wichtig, nach Feierabend den Computer herunterfahren zu können und den Beruf hinter sich zu lassen. Im Journalismus ist man oft mit belastenden Themen konfrontiert, da ist es umso wichtiger, zwischen Beruf und Privatleben zu differenzieren.
Frau Menner hat dem Kurs außerdem gezeigt, wie die Plattform aussieht, mit der die Journalist*innen der Süddeutschen arbeiten. Dort werden Überschrift, Unterüberschrift und Text eines Artikels in bestimmte Felder eingetragen. Anschließend werden die Bilder oder Grafiken eingefügt. Es kommt oft vor, dass für das Smartphone die Grafik etwas anders ausfällt als für das Lesen auf dem Computer. Sophie Menner arbeitet vor allem an Onlineartikeln. Nach Erscheinen eines Artikels auf der Webseite werden Daten über die Anzahl der Klicks erhoben. Man kann außerdem nachvollziehen, ob die User von einem Smartphone oder einem Computer auf die Webseite zugreifen, ob sie über Google kommen oder direkt.
Frau Menner sieht die Zukunft des Journalismus im Onlinejournalismus. Ihrer Meinung nach ist eine „Online First“ Herangehensweise in den Redaktionsbüros absehbar. Was sie sich allerdings vorstellen kann, ist, dass es am Wochenende weiterhin eine gedruckte Zeitung zu kaufen gibt und unter der Woche digital gelesen wird.
Die neunzig Minuten mit Frau Menner waren äußerst interessant und wir haben alle etwas Neues über den Beruf des Journalisten mitgenommen. Es war eine einmalige Möglichkeit, sich über dieses Berufsfeld zu informieren und sich über seinen eigenen Medienkonsum Gedanken zu machen. Vielen Dank nochmals für den Besuch!